Startseite

Erste Austellung 17.10.2020

Liebe Gäste, Freunde der bildenden Kunst


    •    Vor ein paar Jahren Wiederentdeckung der Kunstkalender,Sichtung der Grafik: Blätter von Rainer Zille, aber auch von Malerfreunden. Idee, die Arbeiten auszustellen…

    •    Beschäftigung mit Malerei und Grafik der ehemaligen DDR, Besuch von Ausstellungen verbunden mit der Suche nach den eigenen Wurzeln: „Ich spüre immer stärker den Einfluss meiner eigenen Herkunft, die Berührung von der Lebenswelt meiner Kindheit, die Suche nach diesem Lebensgefühl mit Künstlerfesten, Atelierbegegnungen und intensiven Austausch über Kunst (auch wenn es wahrscheinlich verklärt ist. Mit Kinderaugen sieht man die Welt anders.)Aber da sitzt das Gefühl von Aufbruchsstimmung nach der Wende genauso tief wie das Gefühl der Resignation mit der „Kunstvermarktungswelt“ des Westens. 

Wieviel war und ist die künstlerische Arbeit der Elterngeneration wert? Und das nicht nur in Hinblick auf Geld. Der Widerspruch von erlebter künstlerischer Qualität und der tatsächlichen Anerkennung der Lebensleistung ist immens.

Zum Glück, wie ich in letzter Zeit feststellen konnte, bin ich in diesem Erleben nicht allein. Nach der unsäglichen Weimarer Schau 1999 „Kunst der DDR“, in der DDR- und Nazikunst, von dem Kölner Professor Achim Preiß, gleichgesetzt wurde, gab es in den letzten Jahren einige Übersichtsausstellungen mit einem differenzierten und teils erklärendem Blick (in Düsseldorf) zur Vielfalt der Ostdeutschen Kunst.

Auch in neu veröffentlichten Büchern und Katalogen z.B. der Dissertationsarbeit von Paul Kaiser „Boheme in der DDR“ wird der Facettenreichtum und die unerschöpfliche Kreativität der ostdeutschen Kunstszene, eindrücklich dargestellt.

Weniger beleuchtet bleibt bisher die Bedeutung der Grafik in der ehemaligen DDR.

Einen sehr guten Beitrag dazu fand ich im Frankfurter Grafikbrief von Wolfgang Grätz (der übrigens in Wiesbaden geboren ist). Er widmete sich in einer Ausstellung 2019/2020 in der Frankfurter Büchergilde diesem Thema. Ich zitiere: „Leider verzichten praktisch alle neuen DDR – Kunstschauen auf die Präsentation von Druckgrafik. Das finde ich so fatal, dass ich mein Ausstellungsprogramm kurzfristig geändert habe, um diese Lücke zu füllen. Denn die Alltagskultur der DDR ist nicht angemessen widerzuspiegeln und auch nicht zu verstehen, wenn man nicht die bedeutende Rolle der DDR – Druckgrafik beleuchtet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in der DDR „Drucksachen“ mit einer Auflage von weniger als 100 Exemplaren nicht der Zensur unterlagen. Ein Bild wie Steffen Volmers Lithografie „So viele Lügen“, 1989 anlässlich der manipulierten Kommunalwahlen entstanden, hätte als großes Gemälde keine Ausstellungschance gehabt, fand als Grafik hingegen sein Publikum. So vergibt sich eine Ausstellung ohne Druckgrafik die Chance ein umfassendes wirklichkeitsgetreues Bild der DDR – Kunst zu zeigen.“

    •    So komme ich jetzt wieder zu unserer kleinen Galerie und ihrer ersten Ausstellung, die sich natürlich den entdeckten Grafikkalendern widmet. In unserer Sammlung befinden sich 13 Grafikkalender aus den Jahren 1975 – 97. Es sind Original Druckgrafiken von folgenden Künstlern: Helmut Biedermann, Anette Groschopp – Blume, Dieter Ladewig, Hans Scheuerecker, Eckard Schwandt, Stefan Plenkers, Lutz Heyder, Veit Hofmann, Dieter Clausnitzer, Joachim Böttcher, Marlies Lilge, Frank Gottsmann, Olaf Wegewitz, Otto Sander Tischbein, Volker Henze, Sandor Doro, Claus Weidensdorfer, Heidi Woitinek, Johanna Bartel, Volker Henze, Michael Voges, Andreas Dress, Anne Rose Bekker, Mark Lammert und Rainer Zille. 

    •    Einige dieser Druckgrafiken könnt ihr in unserer Ausstellung sehen. Die Kunstkenner und Galeristen unter euch werden wahrscheinlich etwas die Nase rümpfen über die Art der Rahmung. Es ist eher unüblich Grafik mit Kalenderblatt zu rahmen. Ich wollte aber in dieser Ausstellung das Augenmerk auf die Kalender richten und so gehörte das einfach dazu.  Zur Anschauung gibt es einen Kalender von 1975 zum blättern + Fotos + kleine Hefte zu Druckgrafik der DDR (in denen in Text und Bild nachzuvollziehen ist, welchen Stellenwert Grafik damals hatte und das der Anspruch war, gute Qualität zu erschwinglichen Preisen an die Bevölkerung zu bringen. Das zeigten auch die zahlreichen Grafiksammler, die ähnlich wie Briefmarkensammler, sich ein breites Portfolio an Grafik zulegten.)

    •    Ich hatte Petra gebeten, ein paar Erinnerungen an die Zeit, in der Rainer oft zum Drucken bei Ulrich Grimm in Magdeburg gewesen ist, aufzuschreiben. 

„Ulrich Grimm hat eine Siebdruckwerkstatt in Magdeburg. Er begann in den 80er Jahren mit Malern und Grafikern aus Magdeburg, Dresden und Berlin Kunstkalender zu drucken. Einige der Künstler habe ich oben im Text schon benannt. Jeweils 5-6 Künstler arbeiteten in Etappen für 1-2 Wochen in Ulrichs Werkstatt, um ihre Entwürfe auf´s Sieb umzusetzen. Veit und Rainer hatten großen Spaß daran, nach der eigentlichen Arbeit für den Kalender, zusammen mit Ulli Grimm noch mit der Drucktechnik zu experimentieren, um die Möglichkeiten der Druckerfarbe auszuloten und bis zu 8/9 verschiedene Farbsiebe übereinander zu drucken.

Die Geduld des Druckers wurde sicher oft bis ans Limit getrieben aber die Ergebnisse waren beachtlich.

Der Siebdruck hat in Grimms Werkstatt eine neue Qualität gewonnen, mit dem sensibleren lockeren Farbauftrag. 



  

Zweite Ausstellung eröffnet 30.10.2021

Liebe Freunde unserer Dachbodengalerie und die es noch werden wollen,


ein Jahr ist nun vergangen, seit wir die Galerie eröffnet haben mit einer Idee, die noch in den Kinderschuhen steckte. Da war die Kunst im Bilderlager, in Schubladen, Mappen und Kisten. Da war die Zeit zum Bauen durch Corona. Da war der Enthusiasmus meines Mannes, mit dem er mich ansteckte und da waren viele Menschen, die das Projekt für eine gute Idee hielten.

Seitdem gab es viele wunderbare Begegnungen mit Weggefährten von Rainer, es gab Zuspruch, Geschichten und Anekdoten und ich muss sagen, ich lernte meinen Vater besser kennen und bin gerührt mit welcher Hochachtung und Zuneigung seine Freunde von ihm sprechen.

Unsere Idee Ausstellungen von Künstlerkollegen mit dem Hintergrund der jüngeren ostdeutschen Kunstgeschichte zu zeigen nahm in diesem Jahr Konturen an. Wir forsten uns durch den Nachlass, bündeln und sortieren. An dieser Stelle möchte ich Petra danken für ihre gute Vorarbeit, in Form von Listen und gesammelten Dokumentationen von Ausstellungen, Zeitungsartikeln und Fotoalben mit Bildmaterial und vor allem möchte ich meinem Mann Ray danken, der den größten Anteil daran hatte, dass auch diese Ausstellung zustande gekommen ist, indem er Wochenlang die Briefe sortierte und eine Auswahl traf, sie rahmte und hing. Ich musste einfach nur noch mein okay dazu geben.  

Warum eine Ausstellung über Künstlerpost? Ich glaube die Antwort erübrigt sich, wenn man sich umschaut. Da sind jahrelang kleine Kunstwerke entstanden und verschickt worden. Briefe schreiben sich die Menschen seit 3500 Jahren und im Internet findet man dazu: Der Brief ist und bleibt eine Nachricht vom Verfasser an seinen Empfänger. Er ist ein Gespräch zwischen zwei Menschen. Der Empfänger entscheidet selbst, wann er die Botschaft liest, ob er sich zurückzieht, ob er noch warten möchte oder ob er sich gleich voller Freude auf die geschriebenen Zeilen stürzt. 

Ein Brief bleibt! Eine E- Mail nicht.

Und das sich Künstler nicht nur schreiben, sondern auch kleine Arbeiten schicken, liegt in der Natur des bildenden Künstlers. Künstlerbriefe gibt es seit es Künstler gibt. Sie erfüllten ihren Zweck, wie auch die Korrespondenz anderer Menschen. Informationen wurden ausgetauscht zum Befinden, zu aktuellen Projekten, zur künstlerischen Arbeit und Verabredungen zu Ausstellungseröffnungen wurden getroffen. Oft waren Briefe und Postkarten die einzige Möglichkeit Kontakt aufzunehmen und zu halten, auch hatten nur Wenige ein Telefon. 

Das neben mitgeschickten kleinen Radierungen, Holzschnitten und farbigen Drucken auch der Brief oder die Postkarte an sich zum Kunstwerk wurden, ist wohl der Zeit der 1970er und 80er  Jahre geschuldet in der auch die „Mail – Art“ in der DDR Hochkonjunktur hatte.

In Nonsens – Formulierungen und verfremdeten Bildcollagen steckten oft auch politische Anspielungen, wie bei den Briefen Dieter Zimmermanns und Otto Sander Tischbeins. Da werden gängige Parolen genommen und satirisch überspitzt. 

Ernsthafte Systemkritik findet sich in den Holzschnitten Wolfgang Bruhm`s wieder. Eingesperrte Friedenstaube und Brett vor dem Kopf ergänzen sich treffend mit dem Untertitel „Wir haben alles im Griff“ von 1981. 

Auch die Wendezeit wird vor allem von Dieter Zimmermann unter die Lupe genommen. Mit Sorge betrachtet er die Entwicklung von Brahmow im Spreewald aus und wundert sich über „schlechte Stimmung zwischen den Künstlern“ und warnt vor dem „Verhökern“ der Arbeiten. „Will der Staat seine lästigen Künstler jetzt loswerden?“ fragt er und „Werden wir jetzt Gastarbeiter im Westen?“ Gleichzeitig stellt er fest, dass „schon Einige richtige Marktwirtschaftler“ geworden sind. ….. welcher prophetischer Blick…., lieber Dieter. 

Andere sind weniger politisch. Ihnen geht es um das Finden einer eigenen Handschrift in der Malerei, um die Wiedergabe der inneren Bilder, um künstlerische Auseinandersetzung mit Vorbildern und Künstlerkollegen. Sie schicken Einladungen und Neujahrsgrüße, äußern Wünsche und sagen Dank! 

Hans Scheuerecker und Klaus Dieter Gerlach zum Beispiel bitten um Unterstützung zur Aufnahme in den Verband der Bildenden Künstler bei ihren Mentoren und Malerfreunden Stefan Plenkers, Rainer Zille und Veit Hofmann.

 

Marlies Lilge verzaubert durch naive Bauernszenen, Atelieransichten und Stillleben, während Veit Hofmann und Rainer Zille sich Urlaubs- und Reisegrüße schicken nebst Grafik, Holzschnitten oder farbigen Drucken. 

Dieter Weise zeigt auf kleinen Farbtäfelchen die Welt der Mikroelektronik. 


Und das ist nur eine kleine Auswahl an wunderbarer Post. Weitere Briefe und Postkarten gibt es von: Joachim Böttcher, Egon Pukall, Günther Hain, Shandor Doro, Wolfgang Kühne, Konrad Maas, Frieder Heinze, Lothar Sell, Claus Weidensdorfer, Tobias Bork, Volkmar Förster, Dieter Ladewig, Teo Vaddersen, Manfred Zoller und Jürgen Haufe. (Verweis auf die bunte Hängung)   


Welch ein Schatz! In Zeiten von E- Mail, Whats App und Instagram. Und ….. Kommentare gibt es nur Persönlich, mit Unterschrift!! 


 

  

Dritte Ausstellung 16.10.2022

OST - NORD - WEST 

Die Kunst zu Reisen …


Reisen! 

Was für uns heute so selbstverständlich geworden ist, jedes Jahr, überall hin, mit Auto, Bahn oder Flugzeug, preiswert pauschal oder individuell (alles ist möglich), war für Generationen, eher die Ausnahme.   

Die Meisten unter uns können sich sicher noch an solche Zeiten erinnern. (Für meine Generation spielte das noch keine so große Rolle, da war eine Reise an die Ostsee schon sensationell)

Aber alle Älteren kannten die meist ungestillte Sehnsucht nach der Ferne, die mitunter auch nicht durch die Möglichkeit in die Tschechoslowakei, nach Ungarn, Bulgarien oder auch in die doch sehr große Sowjetunion zu reisen, gestillt werden konnte. 

Für die Künstlergeneration meiner Eltern war neben Griechenland und Rom, Paris ein besonderer Ort der Sehnsucht. Das besondere Flair der Stadt mit ihren Museen und Bistros, die Boheme vergangener Zeiten. Bücher und Filme darüber heizten die Phantasie und damit einen ersehnten Lebensentwurf an. 

So gut wie undenkbar war eine solche Reise für die Meisten bis 1990, nur einigen Wenigen, neben den Staatskünstlern, war das vergönnt, nach oft zermürbenden Antragserschwernissen.

Da war die Möglichkeit über das Studium oder den Künstlerverband in das sozialistische Ausland reisen zu können, schon ein glücklicher Umstand, den auch mein Vater mit seinen Malerfreunden Veit Hofmann, Stefan Plenkers und Helge Leiberg, nutzte.

Eine solche Reise wurde dann in Form von Reisetagebüchern eindrucksvoll festgehalten und neben den Besichtigungen der Errungenschaften der Arbeiterklasse, vor allem die Erlebnisse des nicht offiziellen Teils.

Eine solche Reise führte die drei 1980 von Dresden nach Moskau, über Jerewan in Armenien und dem Kaukasus nach Tibilissi in Georgien und Taschkent in Usbekistan nach Alma - Ata in Kasachstan. 

Eindrücke wurden gesammelt in Form von Fotos und Skizzen, der Marktstände und Teestuben mit ihren Menschen, der Altstädte und Dörfer mit typischem Gepräge und Architektur. Später entstanden dazu dann Aquarelle, Pastelle, Drucke oder Ölbilder. Im Kabinett zu sehen, eine Zeichnung Lothar Sell´s von Kolomenskoje und von Jürgen Wenzel drei Zinkäzungen aus der Serie „Moskau“. Weiterhin eine Leihgabe aus der Sammlung Dieter Nolding´s „Teehaus in Samarkand“ Federzeichnung und Reproduktionen aus den Skizzenbüchern. 

Was Keiner zu hoffen gewagt hatte, wurde nach dem Mauerfall nun doch möglich. Die Welt stand offen! Endlich konnten Ostdeutsche Künstler ihre Sehnsuchtsorte bereisen. 

Rainer zog es neben dem Süden auch in den Norden und dann auch über das große Meer, in die USA. 

In unserer Ausstellung ist eine Auswahl an Arbeiten der Reisen nach Lappland und Amerika zu sehen. Für den Süden war kein Platz mehr. (Da wird es vielleicht mal eine Extra Ausstellung geben)

Neben einer Gemeinschaftsarbeit von Rainer Zille und Mathias Körner, welche zwischen drei und vier Uhr nachts zur Mitternachtssonne mit viel Weinbegleitung in Lappland entstand und einem Bild in Mischtechnik „Green - Stone - Falls“ von Veit Hofmann, sind vor allem Arbeiten meines Vaters zu sehen. Hier stehen die unverwechselbaren Landschafts- bzw. Stadteindrücke im Vordergrund. Arbeiten einer Reise nach Posio in Lappland, einer Reise 1994 mit Stefan Plenkers und Veit Hofmann nach Columbus in Ohio, Wyoming, dem Grand Teton NP und dem Yellowstone NP und einer zweiten Reise in die USA 1995 mit Veit Hofmann nach Columbus, Newark und Maine.  

Fotos dieser Reisen kann man in unserem Schaukasten betrachten.

Vierte Ausstellung 08.10.2023 

     „VOR und HINTER der Bühne“             

Eröffnung der Ausstellung am 08.10.2023


Während der Entstehung der Ausstellung, sagte Jemand zu mir: „Vor und Hinter der Bühne“? Ein merkwürdiger Titel!

Ja, wirklich? Warum? Sagte ich und gab als erklärende Antwort: „Das passt doch gut, es sind Ausstellungsstücke zu sehen die auf der Bühne oder auch vor einem Bühnenbild ihren Platz haben und gleichzeitig ihre Entstehung hinter der Bühne hatten, sowie die Bilder, die ja oft auch mit „Hinter der Bühne“ betitelt sind. 

In den folgenden Tagen dachte ich immer wieder über diese Aussage und meine Antwort nach und stellte fest, es ist noch viel mehr als das.


Nach anfänglichen Plänen die Eröffnungsrede auf Theater- und Kunstgeschichtliche Fakten zu stützen mit der Entwicklung der spielerischen Darstellung in der Menschwerdung und dem Motiv der Theaterszenen in der Bildenden Kunst oder auch auf philosphische Fragen bezogen, im Sinne von „Die Welt ist eine Bühne“ und wir eventuell die „Marionetten“ in einem großen Spiel, besann ich mich auf meine ganz persönliche Sicht zu diesem Thema. 

Davon abgesehen beschränken sich meine Kenntnisse zu den genannten Wissenschaften auf laienhaften Niveau und ich hätte erst Bücher wälzen müssen aber dafür blieb in einer ausgefüllten Arbeitswoche wenig Zeit. 


Für mich gab es als aufwachsendes Kind kaum einen Unterschied von „Vor und Hinter der Bühne“. 

Hinter der Bühne waren zum Beispiel die Theaterwerkstätten von Gera oder dem Dresdner Puppentheater mit ihren verwinkelten Gängen, Räumen voller Stoffe oder riesige Regale mit Schubfächern, die unendliche Schätze verbargen oder die duftenden Holzwerkstätten und der Malsaal. 

Eine zauberhafte Welt der Entdeckungen, voller Schätze, die Kinderaugen zum Leuchten bringen.

Nicht zuletzt dann die Weite der Theaterbühne, die ich schon als Kind im Krabbelalter erkundete und meine Mutter mich, aufgelöst suchend, vor dem Sturz in den Orchestergraben bewahrte. 

Im Kinderwagen begrüßte ich beim Pförtner wartend, die Schauspieler freundlich, die lachend und Grimassen schneidend ,zu mir hereinblickten. 

Theaterpuppen und Bilder waren in meinem Leben so selbstverständlich um mich herum, wie für Andere Bausteine und Kuscheltiere. 

Diese wundervollen Gesellen, die unter den Händen meiner Mutter entstanden, hergestellt aus einem unerschöpflichen Fundus aus Materialien. 

Modelle, Handpuppen, Masken und Marionetten entstanden, mit denen ich vorsichtig spielen durfte oder sie wenigstens eingehend betrachten. 

Sie waren immer eine Zeit lang meine Begleiter, bis sie zu meinem Bedauern auf Reisen gehen mussten und ich sie vielleicht auf den Bühnen der Republik wieder sah. Jetzt von Puppenspielern zum Leben erweckt. 



Auch mein Vater bewegte sich selbstverständlich in diesen Welten. Seine Bilder zeigen Interieurs und Arbeitsplätze hinter der Bühne eines Theaters oder auch des Zirkus, sowie verkleidete Figuren oder Szenen eines Theaterstückes. 

Mit seinem Malerfreund Stefan Plenkers suchte er nach diesen Plätzen, fernab der sozialistischen Arbeitswelt mit ihren Helden und Superlativen. 

Er malte für das Geraer Theater einen neuen Bühnenvorhang oder stattete in Greifswald eine Inszenierung aus. 

Zeit seines Lebens verkleidete er sich gern, ob bei den legendären Faschingsfeiern in der Kunsthochschule oder der Traditionsfahrt mit dem „Lößnitzdackel“ und auch bei unzähligen Festen, ausgestattet mit einer seiner Mützen oder Hüten, das kurze Schauspiel gleich mitliefernd. 

Freunde der Familie waren neben den bildenden Künstlern auch Schauspieler, Puppenspieler, Bühnen- und Kostümbildner. 

Es gab gegenseitige Besuche mit anregenden Gesprächen, Pläne zu gemeinsamen Projekten, Besuche der Arbeits- und Lebensräume sowie neue Kontakte zu Gleichgesinnten. 

Eine enge Freundin der Familie und Patentante von Petra war Annemarie Rost, die mit ihrem Lebenswerk eine wichtige Rolle im Verständnis für Theaterausstattung und Bühnenwirkung in der Arbeit meiner Mutter spielte. 


Nicht zuletzt, und dann schließt sich der Kreis, arbeite ich als Kunsttherapeutin in einer Reha- Familienklinik auch mit Therapeutischem Puppenspiel. Die Kinder spielen ihre Geschichten mit den Puppen und manchmal stellen wir auch gemeinsam eine her, die die Kinder mit nach Hause nehmen und die zu märchenhaften Begleitern IHRER fantastischen Welt werden. 


Wie heißt es in dem Lied „Hier bin ich geboren“ von Gerhard Gundermann: 



„Hier drehe ich meine Kreise

Wie ein fest verankertes Schiff

Hier führt mich meine Reise

Nicht weit, aber tief.“